Unmöglich. - Das wird nie was. - So wie immer. - Nein.
Satire – im Besonderen die politische Satire – ist ein hartes Pflaster.
Vor allem in Österreich. Eingekerkert in einer obskuren Szenerie zwischen „Wo
woa mei Leistung“ und „der österreichische Bundeskanzler kommt mit keiner
Meinung, und geht mit meiner“, benötigt es kaum die subversiv platzierten
Werbesujets eines Mobilfunkanbieters, um die österreichische Innenpolitik
vorzuführen. In einer Zeit, in der Inhalte überwunden und Parteien gegründet anstatt
gewählt werden, wird die Stimmabgabe zum Balanceakt. Doch selten hatte eine
österreichische Nationalratswahl eine entscheidendere Bedeutung als 2013, einem
Jahr, in dem europaweit die repräsentative Demokratie, wie wir sie pflegen, in
Frage gestellt wird und Irrungen wie „Systementscheidung“ die Runde machen. Flanieren
wir gemeinsam durch die Allee politischer Versprechungen und wagen einen
kritischen Blick auf das zur Verfügung stehende Führungspersonal.
Politische Entwicklungen bei Bier, Speck und gut angesetzten
Schnäpsen im Heurigen zu diskutieren ist eine österreichische Tradition. Dass
sich in diesem alkoholgeschwängerten Umfeld Argumente und Analysen nicht immer
schlüssig nachvollziehen lassen, Kritik überzeichnet und schroff formuliert sowie
gerne einmal übers Ziel hinausgeschossen wird, überrascht nicht. Problematisch
wird es jedoch, wenn sich auch in intellektuell anregenden Debatten von
politinteressierten Kreisen vermehrt Facetten von Stammtischparolen einnisten. Wenn
breite Abschätzigkeit gegenüber den politischen Entscheidungsträgern als Kitt im
Meinungsaustausch missverstanden wird, haben Sachlichkeit und Argumente einen
schweren Stand. Als der französische Literaturnobelpreisträger Anatole France
von der „Ironie als letzte Phase der Enttäuschung“ sprach, könnte er ebenso die
25. österreichische Nationalratswahl am 29. September im Kopf gehabt haben. Inhaltliche
Debatten werden vom Bundeskanzler im Destillat auf einzelne Wörter – ohne
weitere Erklärungen – reduziert und männliche Oppositionspolitiker offerieren
mit „Oben-ohne-Fotos“ ihr Verständnis von Transparenz. Indessen finden sich die
Grünen in einer parteiinternen Revolte über ihren selbst hochgezogenen
„Ausländer-Wahlkampf“ wieder, den man – abgesehen von einigen intellektuellen
Spitzen – in dieser breiten Gehässigkeit nicht einmal von Straches Mastermind
Herbert Kickl erwartet hätte.
Doch die Herausforderungen und Probleme, denen sich
Österreich in den kommenden 5 Jahren zu stellen hat, sind zu drängend, zu
entscheidend, um sich in die bequeme Loge der Nörgler und Nichtwähler
zurückzuziehen. Es steht – sowohl auf Europäischer Ebene, als auch innerhalb
Österreichs – zu viel auf dem Spiel, als dass man sich vom vernunftorientierten
Wahlgang verabschieden darf. Ein kleiner, kritischer Überblick über die
Spitzenkandidaten, die Wahlkampflinien inklusive Chancen und Risiken, soll
einen Beitrag zur Orientierung leisten.
SPÖ – Einzelne.
Wörter. Mit. Punkten.
Spitzenpolitikern wird von ihren Spin-Doktoren gerne eine
Aura der Ehrfurcht, Unfehlbarkeit und Würde zugeschrieben. Am besten
funktioniert dies bei österreichischen Bundeskanzlern dann, wenn es durch
natürliche Wesenszüge der Person authentisch unterstützt und getragen wird. Als
positive Beispiele dienen hier gerne Dr. Kreisky oder Dr. Schüssel. Auch Dr.
Gusenbauer, dem seine weltoffene Intellektualität auch von Kritikern nicht
abgesprochen wurde, gehört in diese Aufzählung. Wenn er es denn schaffte, sich
nicht über „das übliche Gesudere“ der Basis- und Gewerkschaftsfunktionäre zu
echauffieren. Wenn diese Punkte jedoch nicht miteinander harmonieren, landet
man bei der öffentlichen Wahrnehmung von Dr. Sinowatz.
Als 2008 für den vorzeitigen Nationalratswahlkampf ein neuer SPÖ-Spitzenkandidat aus dem Wiener Hut gezaubert wurde, waren sich die Spin-Doktoren dieser Herausforderung bewusst. Die Aura eines Siegers kann man nur dann konstruieren, wenn sie auf authentische Wesenszüge des Kandidaten aufbaut. Dafür müsse der Wähler Werner Faymann zuerst einmal kennen. Die Kampagne „das-ist-faymann.at“ sollte es richten.
Als 2008 für den vorzeitigen Nationalratswahlkampf ein neuer SPÖ-Spitzenkandidat aus dem Wiener Hut gezaubert wurde, waren sich die Spin-Doktoren dieser Herausforderung bewusst. Die Aura eines Siegers kann man nur dann konstruieren, wenn sie auf authentische Wesenszüge des Kandidaten aufbaut. Dafür müsse der Wähler Werner Faymann zuerst einmal kennen. Die Kampagne „das-ist-faymann.at“ sollte es richten.
Nun, 5 Jahre später, kann man nicht behaupten, man wisse
tatsächlich etwas über unseren Bundeskanzler. Die Vorstellungs-Kampagne ist
längst, wie hunderte weitere Inserate, im kollektiven Gedächtnisnirwana
verschwunden. Doch charakteristische Wesenszüge, ja etwas, das ansatzweise als
Aura eines Bundeskanzlers durchgehen könnte, ist nicht einmal in Grundzügen
sichtbar. Ob Faymann Durchsetzungsvermögen, Verhandlungsstärke, Geduld,
Überzeugung oder einen Hang zur Ideologie hat, vermögen selbst politisch
versierte Beobachter nicht festzumachen. Man weiß es einfach nicht, trotz 5
Jahren Kanzlerschaft und Inseraten in Millionenhöhe.
Politische Mitbewerber echauffieren sich gerne über die
„sieben verlorenen, geheimen Jahre im Lebenslauf“ des Kanzlers. Abstruse
Verschwörungstheorien, die von „Taxifahrer“ bis „Aspirant bei den
Bilderbergern“ reichen, machten die Runde – letzteres wird nicht mehr
verbreitet, da es den Gerüchteküchen selbst nicht gelang, dabei eine ernste
Miene zu wahren. Doch diese Diskussion verdeutlicht: Es ist interessanter und
ergiebiger, über Faymanns Jahre als Jugendlicher zwischen 1978 und 1985 zu
diskutieren, als über seine 5 Jahre als Kanzler. Politische Projekte voller
Leidenschaft und Engagement, die man mit Faymann verbinden würde, sind in der
öffentlichen Wahrnehmung nicht sichtbar. Eine Wandlung vom „Leserbriefschreiber
ans Krone EU-Theater“ zum europäischen
Visionär lässt sich ebenso wenig nachvollziehen wie belegen. Es gleicht vielmehr
einem Sieg durch Ermattung, der hier am 29. September angestrebt wird.
Die aktuellen Spin-Doktoren, die Agentur Demner, Merlicek
& Bergmann, wissen als Profis um diese Schwächen. Ihre aktuelle Werbelinie
kaschiert diese nicht, sondern versucht sie offensiv in Stärken zu wandeln. Der
Slogan „Mit sicher Hand“ interpretiert vermeintliche Tatenlosigkeit als
wohltuende Unaufgeregtheit und suggeriert staatsmännisches Handeln, fernab von
kurzfristigen Parteiinteressen. Anleihen am erfolgreichen Schröder-Wahlkampf
bei der deutschen Bundestagswahl 2002 („Politik der ruhigen Hand“) werden
bewusst in Kauf genommen.
Umfassende inhaltliche Debatten sind für einen Wahlkampf
nicht geeignet. Der Purismus bei den Themenplakaten „Arbeit.“, „Pensionen.“,
„Bildung.“ eröffnet jedoch eine neue Kategorie. Einzelne Wörter mit Punkten,
ohne zusätzliche Erklärung, als Themenpflöcke einzuschlagen, mutet als Affront
gegen die SPÖ-Intellektuelle an. Entweder erblicken wir hier die Zukunft des
Wahlkampfes, in dem bereits einzelne Wörter zur Projektion der eigenen Meinung
ausreichen. Oder wir stehen vor einem surrealen „Dada-Experiment“, das uns
treffsicher vor Augen führt, dass Inhalte tatsächlich überwunden werden müssen.
ÖVP – Das Prinzip Hoffnung.
Bisher ist es in Österreich noch keinem Vizekanzler bei
einer Nationalratswahl gelungen, den amtierenden Kanzler stimmenmäßig zu
überholen. Warum das Unfassbare diesmal Dr. Spindelegger als Spitzenkandidat
der ÖVP gelingen sollte, können wohl nur eingefleischte Team-Mitglieder der schwarzen
Wahlkampfmannschaft mit ernster Miene beantworten. Doch die Chancen, dass die
ÖVP mit Michael Spindelegger tatsächlich den nächsten Kanzler stellt, sind
besser als manche Meinungsumfragen vermuten lassen.
Werbetechnisch wurde mit der Agentur Butter Know-How aus
Deutschland zugekauft. Eine Agentur mit erfolgreicher SPD-Wahlkampferfahrung
für Gerhard Schröder und einem SPD-Parteimitglied als Geschäftsführer. Die
Strategie, einen bekennenden „Linken“ in die Wahlplanung einzubeziehen, ist
nicht risikofrei, jedoch bewusst gewählt. Kritische Beobachter monieren, man
orientiere sich mit der aktuellen Werbelinie am ‚erfolgreichen‘
Nationalratswahlkampf 2008. Habe man keinen Spitzenkandidaten, den man
plakatieren möchte, so plakatiere man eben Landschaft. Diese Analyse spiegelt
bei näherer Betrachtung jedoch nur die halbe Wahrheit wieder.
Ein direkter Vergleich der Umfrageergebnisse zwischen
CDU/CSU – rund 40 Prozent – und der ÖVP ist zwar aus mehreren Gründen
unzulässig. Er legt jedoch den Blick auf etwas Wesentliches frei: Den
Volkspartei-Charakter. Die Union unter der deutschen Bundeskanzlerin Merkel
wurde in den Augen konservativer Kreise zu einem Kanzlerwahlverein degradiert.
Im Rückzugsgefecht von konservativen Positionen, die bis vor kurzem als unantastbar
galten, hat die Merkel-CDU mit jener der späten Kohl-Jahre kaum etwas gemein.
Vom Namen abgesehen. Mindestlohn, Energiewende, Betreuung, Bildung, Steuerlast
– um nur einige Punkte zu nennen. Durch diese Wendungen hat die Union aber als
einzig verbliebene Volkspartei überlebt.
Michael Spindelegger hat diese Entwicklung nicht nur
strategisch erfasst, sondern offensichtlich auch verstanden. Hier kommt
Butter-Geschäftsführer Frank Strauss ins Spiel. „Österreich gehört den Tatkräftigen.“ – „Österreich gehört den
Weltoffenen.“ – „Österreich gehört den Optimisten.“ Es wird hier erstmals in der jüngeren ÖVP
Wahlkampagne eine nicht homogene Zielgruppe adressiert. Eine Gesamtheit, die
nicht ideologisch, nach Beruf oder Alter geteilt ist. Tatkräftige finden sich
unter Dachdeckern ebenso wie unter Juristen. Weltoffenheit spricht Cartellbrüder
ebenso an wie Studentinnen, die mit Interrail-Tickets Europa erkunden. Im
Optimismus vereinen sich – im Zusammenspiel mit einer durchwegs mutigen
Bundesliste – neue konservative Strömungen mit jenen, die sich nie als
konservativ bezeichnen würden.
Offensichtlich ist dem ÖVP-Parteiobmann bewusst, dass eine
Modernisierung der ÖVP-Positionen in wenigen Monaten nicht machbar ist. Wenn
sie aufgrund der Bünde-Struktur überhaupt machbar ist. Anstatt sich im Debattendschungel
zu verirren spielt Spindelegger jene Karten, die er selbst in der Hand hält:
Eine moderne Besetzung der Bundesliste. Hätte man vor einigen Jahren eine
Bundesliste in den Händen gehalten, die einen 27jährigen
Integrationsstaatssekretär auf Platz 3 und einen 26jährigen praktizierenden
Muslim auf Platz 5 vorsieht: Es wäre diese mit Sicherheit keine der
Österreichischen Volkspartei. Die Tatsache, dass diese jedoch der aktuelle
Bundeslistenwahlvorschlag der ÖVP für die Nationalratswahl 2013 ist, darf als
einer der Trümpfe von Spindelegger angesehen werden. Wenn die konstruierte Aura
eines Spitzenkandidaten mit den persönlichen Wesenszügen authentisch
übereinstimmt – wie hier mit „Weltoffenheit“ und „Tatkraft“ – ist dies ein
beträchtlicher Vorsprung im Kanzlerduell. Sollten die „unguided missiles“ in
der ÖVP-Ministerriege bis zum 29. September ihre christlich-sozialen
Werte-Koordinaten unter Kontrolle bringen, ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen nicht
ausgeschlossen.
FPÖ – Alter Wein in porösen
Schläuchen.
Wäre nicht die Jahreszahl auf den Sujets der Freiheitlichen
vermerkt, es würde selbst gewieften Beobachtern der politischen Szenerie schwer
fallen, sie den einzelnen Wahlgängen zuzuordnen. Strategisch verlässt sich
Heinz-Christian Strache, der blaue Frontmann für alle Wahlplakate, wie bisher
auf seinen Spin-Doctor Herbert Kickl. Die Themen gleichen – wenn auch
subversiver als in der Vergangenheit – der gewohnten Melange aus „Überfremdung“,
„EU-Wahnsinn“ und „Misswirtschaft der Regierung“. Zusammengefasst unter der
Klammer „Nächstenliebe für Österreicher“ wirkt das Setting wie aus der Zeit
gefallen. Erster Überdruss – bestärkt durch staatsanwaltschaftliche
Ermittlungen und Verurteilungen im Nahbereich der Partei – am ewigen
Spitzenkandidaten wird sichtbar.
Strategisch läuft bei den Freiheitlichen vieles unrund. Mit
der Eingliederung der „Freiheitlichen in Kärnten“ – trotz jüngstem Wahldebakel nun
zweitstärkste FPÖ-Landesgruppe – wurden jene Probleme ins Haus geholt, denen
Strache den Kampf ansagen wollte. Die Revolte der Bundes-FPÖ gegen Barbara
Rosenkranz, die zu einer Konter-Revolution eskalierte und nur mit Mühe im
zweiten Anlauf von Strache gewonnen werden konnte, hat ihr übriges zum
aktuellen Image beigetragen. Das Keifen um Aufmerksamkeit, indem man
„Nächstenliebe, die Österreicher ein- und alle anderen ausschließt“ plakatiert,
ist sichtlich wenig geeignet, sich gegen die neuen (Protest)Parteien zu
behaupten.
BZÖ – Der Letzte macht das Licht aus.
Josef Bucher hat ein Kommunikationsprinzip verinnerlicht: „Stay on message.“ Als Botschaft wurde bereits 2011 der Slogan „genug gezahlt“ auserkoren. Die Idee schien schlüssig: Als Partei der vermeintlich Beraubten zieht man sowohl gegen die EU, als auch gegen Bürokratie und Misswirtschaft im Allgemeinen zu Felde. Fatal wird es für einen Spitzenpolitiker, wenn ihn keine Aura der Erhabenheit, sondern der Lächerlichkeit umgibt. Mit „genug gezahlt“ ist diese Lächerlichkeit durch aktuelle Entwicklungen eingetreten. Der personelle Aderlass Richtung Stronach, die Verstaatlichung der Hypo Alpe Adria, der Telekom-Prozess – von allen Seiten wurde der BZÖ-Slogan „genug gezahlt“ ins Negativ verkehrt.
Josef Bucher hat ein Kommunikationsprinzip verinnerlicht: „Stay on message.“ Als Botschaft wurde bereits 2011 der Slogan „genug gezahlt“ auserkoren. Die Idee schien schlüssig: Als Partei der vermeintlich Beraubten zieht man sowohl gegen die EU, als auch gegen Bürokratie und Misswirtschaft im Allgemeinen zu Felde. Fatal wird es für einen Spitzenpolitiker, wenn ihn keine Aura der Erhabenheit, sondern der Lächerlichkeit umgibt. Mit „genug gezahlt“ ist diese Lächerlichkeit durch aktuelle Entwicklungen eingetreten. Der personelle Aderlass Richtung Stronach, die Verstaatlichung der Hypo Alpe Adria, der Telekom-Prozess – von allen Seiten wurde der BZÖ-Slogan „genug gezahlt“ ins Negativ verkehrt.
Mit der von Bucher im Alleingang gestalteten Bundesliste,
die sowohl zugkräftige Überraschungskandidaten als auch altbekannte, polarisierende
Gesichter wie Stefan Petzner vermissen lässt, dürfte die Sache gelaufen sein.
Es liegt an Josef Bucher, das Licht im orangen Parteilokal abzuschalten und
hinter sich die Tür zu schließen.
Grüne – Der Feind im
Inneren.
Martin Radjaby, ehemaliger Leiter der Ö3-Programmgestaltung,
hatte sich seinen neuen Job als Kommunikations-Chef der Grünen sicher einfacher
vorgestellt. Mit ungewohnt provozierenden Sujets hat sich die innerparteiliche
Krise in der heißen Wahlkampfphase verstärkt. Die Uneinigkeit im wesentlichen
Kompetenzfeld der Grünen – Integration und Zuwanderung – kommt zur
strategischen Unzeit. Dabei schien die Parteikrise, die der oberösterreichische
Bundesrat Efgani Dönmez mit seinem Wunsch, Erdogan Sympathisanten in die Türkei
abzuschieben, auslöste gerade überwunden.
Team Stronach – Der
Besuch des alten Herren.
Friedrich Dürrenmatt hätte seine helle Freude an der
Steppvisite des österreichisch-kanadischen Milliardärs. Was Frank Stronach
antreibt, sich mit einer angeworbenen Söldnertruppe in der österreichischen
Innenpolitik zu engagieren, lässt sich wohl nur tiefenpsychologisch
beantworten. Inhalte werden in der Partei gerne überwunden oder, wenn es
unbedingt sein muss, an einen Weisenrat delegiert. 100.000 Euro winken jenem
Ideengeber, der Stronach den besten Vorschlag offeriert, was er denn als
Bundeskanzler eigentlich machen soll. Unkonventionelle Auftritte – gerne auch
oben ohne mit sonnengebräunter Brust – zeigen: Die Kunst des Zuhörens oder der
Empathie zählen offensichtlich nicht zu den Stärken des Spitzenkandidaten.
Neos – Mit der Kraft
der Esoterik.
Unzufriedene Persönlichkeiten aus dem ÖVP-Nahbereich, die
sich mit eigenen Parteien selbstständig machen, sind keine Seltenheit. Dass
eine dieser Parteien eine Wahlkooperation mit den Überresten des Liberalen
Forums eingeht und bundesweit kandidiert hingegen schon. Matthias Strolz,
Spitzenkandidat und Gründer der Neos, sieht Politik als „spirituelles
Unterfangen“, für das er sich „nach 5 Tagen und 5 Nächte im Wiener Wald“
gerüstet habe. Prominentester Mitkandidat ist zweifellos Niko Alm, der sich mit
seinem Volksbegehren „Initiative gegen Kirchenprivilegien“ kürzlich in der
Öffentlichkeit exponierte. Finanziell unterstützt von Hans Peter Haselsteiner wird den „Neos“ von allen Kleinparteien die
größte Chance zugeschrieben.
Am Ende der Allee
Am 29. September 2013 demokratisch mitzuentscheiden ist der
wesentlichste Beitrag, den man als Staatsbürger in diesem Jahr leisten kann.
Nicht aus falsch verstandenem Zwang oder politischer Frustration. Sondern weil
man eine klare, persönliche Mitverantwortung trägt, durch welche vermeintliche
Allee des Wahnsinns wir die kommenden 5 Jahre gemeinsam flanieren.
Liebe Christopher,
AntwortenLöschenwie versprochen, hier mein Feedback auf deinen Artikel. Ich kann den Großteil davon gut nachvollziehen, halte aber die Interpretation des ÖVP-Wahlkampfs viel zu sehr von Wunschdenken getragen. Das Problem der ÖVP-Kampagne ist, dass die ÖVP dabei als Absender entweder kaum erkennbar ist oder ein sehr diffuses Bild abgibt. Sie scheint voll auf ein (in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommenes) Kanzlerduell ausgerichtet zu sein, setzt überhaupt keine Themen und macht es damit den Menschen außerhalb der ÖVP sehr schwer zu erkennen, für welches gesellschaftliche Zukunftsprojekt diese Partei steht – Liste hin oder her. Zugegeben, Ansagen wie "Wohnen.", "Pensionen." "Arbeit." sagen auch noch nicht viel aus, aber trotzdem vermitteln die Kampagnen der SPÖ, der Grünen und auch der FPÖ (zumindest in Ansätzen) eine Vorstellung davon, was die wollen (könnten) – unabhängig davon, ob man das jetzt gut findet oder schlecht. Außerdem kann man z. B. die Plakate der Grünen, der SPÖ wie auch die der FPÖ bereits ihrem Absender zuordnen, bevor man den Text gelesen oder das Logo erkannt hat. Bei den ÖVP-Sujets ist das meines Erachtens nicht der Fall und damit verstossen sie handwerklich gegen eines der wichtigsten Prinzipien der Kommunikation – ohne Linie kein einheitliches Erscheinungsbild, ohne einheitlichen Auftritt kein stabiles Bild in der Öffentlichkeit, ohne stabiles Bild weniger Vertrauenswürdigkeit, so einfach ist das. Der Grünen Kampagne solltest du wiederum einen zweiten Blick widmen, da ich der Auffassung bin, dass Martin Radjaby seinen Job verdammt gut macht und alle Parteien davon etwas lernen können. Meines Erachtens ist das handwerklich bislang die rundeste Kampagne in diesem Wahljahr und ich bin überzeugt davon, dass sich das auch im Wahlergebnis widerspiegeln wird.