Wie geht es Ihnen so? Sind die Depressionen wieder unter Kontrolle?
Läuft die Beziehung mit der Partnerin noch oder gibt es bereits einen neuen
Lover? Am Wochenende ein paar Gläschen billigen Fusel und edlen Whiskey über
den Durst getrunken? Weshalb sind Sie eigentlich Sonntagnachmittag auffällig
lange im stadtbekannten Rotlichtviertel
gestrandet? Sie meinen, das geht niemanden etwas an? Ja, warum erzählen
Sie es Staat und Mitmenschen dann?
Staaten wissen gerne, was ihre
Bürger so treiben. Daraus ein einträgliches Geschäftsmodell zu entwickeln ist
nicht einfach. Es rechnet sich kaum, 50 Prozent der Bevölkerung für die
Überwachung der anderen Hälfte zu bezahlen. Mit einer Vielzahl neuer
technischer Gadgets haben die Bürger die Selbstüberwachung übernommen und
staatlichen Behörden diese undankbare Aufgabe abgenommen. Der Lohn ist
Bequemlichkeit und vermeintliche Lebensqualität, zum Preis der Privatsphäre und
allem, was wir darunter verstehen.
Bei den Gefahren öffentlicher
Einträge in sozialen Netzwerken ist eine gewisse Sensibilisierung eingetreten.
Doch wundert es Sie nicht auch, dass sie kostenlos einen E-Mail-Account, eine
Internet-Suche, ein kostenloses Video-Portal, eine Kommunikationsplattform und
eine gratis Datensicherung für Ihre Telefonkontakte erhalten? Praktischerweise
alles aus einer Hand eines US-Großkonzerns, der knapp 33.000 Angestellte
beschäftigt und mit all diesen individuellen Informationen wunderbar verknüpfte
Datenprofile erstellen darf. Wodurch dürfte er diese Angestellten finanzieren,
wenn es Sie doch persönlich keinen Cent kostet?
Doch diese Freizügigkeit unseres „virtuellen Abbildes“ ist nur ein Teilaspekt. Indem wir mit unseren „Smartphones“ – ausgestattet mit GPS-Modulen – durch die Gegend pilgern, übermitteln wir neben der behördlich zugänglichen „Funkzellenortung“ ein laufendes Bewegungsprofil. Starten sie einen Ortungsdienst, so werden Sie innerhalb von Sekundenbruchteilen lokalisiert. Ihr Handy weiß bereits wo sie sind, noch bevor sie es selbst wissen wollen. Highlights wie der „Watchie GPS Locator“, mit der an Alzheimer erkrankte Verwandte bequem vom eigenen iPhone aus überwacht werden können, runden die neue Technikwelt ab. Angebote zur laufenden Ortung (eigener) Kinder verstehen sich in diesem Zusammenhang von selbst.
Mit den RFID-Chips steht bereits die nächste Technikevolution bereit. Wenige Cent teure Chips, die ohne eigene Energiequelle Daten zur Verfügung stellen und bereits in Kleidungsstücken eingewebt sind. Als Barcode-Ersatz werden wir sie künftig auf jeder Milchtüte bewundern. Ein mit Sensoren und Internetzugang ausgestatteter Kühlschrank wird – nach Analyse unseres Einkaufsverhaltens – Nachbestellungen vornehmen oder uns, wenn wir das nächste Mal unter GPS-Ortung an einem Supermarkt vorbeigehen, per Mittelung an die Butter und etwas Quark erinnern.
Wir müssen uns entscheiden: Rechnet
sich dieser ureigene Exhibitionismus? Oder stehen wir lediglich beduselt mit heruntergelassenen
Hosen da.
Beduselt und mit heruntergelassener Hose und mit den Fingern im Honigtopf und kaputter Existenz. Bleibt die bescheidene Hoffnung, dass alle Datenkraken an der Ueberfuelle an Daten ersticken.
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