Sonntag, 19. August 2012

Fall Assange: Europas dunkle Tage

Was man auch angesichts all dieser - teils pöbelnd geführten - aktuellen Diskussionen rund um den Euro von der Europäischen Union und ihrer politischen Vertretung halten mag: Die letzten Tage waren wahrlich dunkle Tage für Europa. 

Wenn man - mit allen Abwegungen wie Geheimnisverrat, Vergewaltigungsvorwürfe bei einer durchaus abstrus anmutenden Auslegung von einvernehmlich ungeschütztem Sexualverkehr, öffentlich geforderter Hinrichtung - die Faktenlage abklärt, ist erschreckend: Man ist geneigt, Ecuador und Konsorten für "die Guten" zu halten. Ja, ist denn die Europäische Demokratie mit ihrer politischen Vertretung noch zu retten? Während sich das politische Europa selbst bei angedrohter Botschaftsstürmung von Seiten Großbritanniens in Sprachlosigkeit flüchtet - das Stürmen von Botschaften war selbst in den kältesten Konflikten der UdSSR ein absolutes Tabu - schwingen sich Ländern wie Venezuela, Kuba und Nicaragua zur Rettung der Demokratie auf. Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen. Eine Europäische Union der Freiheit, der Gemeinsamkeit, der Demokratie - und ja, auch der gemeinsamen Währung - ist jede Anstrengung wert. Jede. Aber wenn eine Europäische Union nicht in der Lage ist, Großbritannien hier klar und deutlich in die Schranken zu weißen und eine Auslieferung Assanges - egal von welchem Europäischen Land - in die USA strikt abzulehnen: Ja, wenn wir dazu nicht in der Lage sind, dann ist es besser, wenn wir es ganz lassen.
Wahrlich dunkle Tage.