„un diavolo caccia
l’altro – ein Teufel jagt den anderen“ Das auserkorene Leitzitat Philip Pacandas,
auf das er zu Beginn des persönlichen Gespräches in akzentfreiem Italienisch
verweist, birgt zahlreiche Facetten. Es wirkt passend für den Sprecher einer
Partei, die an Facettenreichtum in der politischen Landschaft kaum zu
überbieten scheint.
Eigene Meinungen? Ja bitte!
Eigene Meinungen? Ja bitte!
Auffallend im Gespräch ist, dass Philip Pacanda bei
politischen Fragestellungen klar Position bezieht. „Der typische Politiker gibt
keine Antwort und scheut die Diskussion. Anschließend wundert er sich über die
Politikverdrossenheit.“, tritt der Piratensprecher mit dem Ziel an, auf jede
Frage eine Antwort zu geben. Und sei es ein ‚Ich weiß es nicht‘. „Das ist dann
zumindest eine ehrliche Antwort.“ Bei all diesen politischen Festlegungen
handelt es sich aber, wie Philip Pacanda nicht müde wird zu betonen, um seine
Privatmeinungen. Die Position der Grazer Piratenpartei müsse in vielen Fällen
erst ermittelt werden. ‚Liquid Feedback‘, ‚Arbeitsgruppen‘ sowie eine in
Entwicklung befindliche Handy-App sollen hierbei helfen.
Mit Freibeuterei habe der politische Anspruch der Piraten
aber nichts gemeinsam, so ein lächelnder Philip Pacandas, der im selben Atemzug
mit nun ernster Miene auf die politische Realität verweist. Eine Realität, in
der es sich seiner Ansicht nach – blicke man auf all die unterschiedlichen
Korruptionsskandale – etablierte Parteien als Brandschatzer bequem gemacht
haben. Die Erhöhung der Parteienförderung wertet er als Bestätigung dieser
These. Lediglich mit der von ihm propagierten „absoluten Transparenz“ könne man
dieser politischen Korrumpierung entgegentreten. Es müsse bis auf den Cent
transparent sein, wofür Steuergeld ausgegeben werde. „Wenn ein Hundebesitzer
selbst nachsehen kann, welcher Prozentsatz der Hundesteuer in den Ausbau von
Parkanlagen gesteckt wird und wie viel in der Verwaltung versickert, verringert
das die Politfrustration immens.“, ist der Pirat überzeugt. Wichtig sei es
jedoch, die Informationen mit modernen Wissensmanagementplattformen für den
Bürger verständlich zur Verfügung zu stellen.
Zusammen ist
man weniger alleine
Beruflich hat der studierte Strategie- und
Innovationsmanager bei einer renommierten Consultingfirma seine Heimat
gefunden. Als Campus02-Absolvent - der Fachhochschule der ÖVP-dominierten
Wirtschaftskammer – hätte er durchaus die Chancen gehabt, sich in etablierten
Parteien zu engagieren. Abgeschreckt habe ihn bei den alten Gruppierungen ein
frustrierende Sesseldenken. Bevor man sich nicht jahrelang durch die
Parteistrukturen gedient und gesessen habe brauche man seiner Erfahrung nach
keine inhaltlichen Ideen zu äußern, da diese nicht ernst genommen werden. Bei
den Piraten sei dies anders. Jeder Interessierte könne ohne Formalismen mitmachen
und sein Fachwissen einbringen. Angst, von anderen politischen Parteien
unterwandert zu werden oder dass die kollektive Schwarmintelligenz versagen
könnte, habe er nicht. „Je mehr Leute an einer Diskussion beteiligt sind umso besser
ist das Ergebnis. Wichtig ist die systematische Organisation dieser Debatte.“
Ein Herzensanliegen sei ihm der Brückenschlag zwischen der ‚Virtual Reality‘
und ‚realen Treffen‘. Philip Pacanda ist überzeugt, dass lediglich eine
Kombination von beiden mittelfristig zum Erfolg führen könne. Die grundsätzliche
Bereitschaft sei – betrachtet man die Erfolge der ‚Location Based Services‘ – dazu
mehr als gegeben.
In diesem Zusammenhang sei auch die Datensammelwut von
sozialen Netzwerken oder Regierungen kein grundsätzliches Problem.
Problematisch könne nur die falsche Verwendung der gewonnen Informationen
werden. Angenommen die Grazer Stadtregierung wisse aus Bewegungsprofilen, dass
der Stadtpark diesen Sommer um 40 Prozent mehr genützt wird. „Entscheidungsträger
könnten darauf reagieren, zusätzliche Wasserspender aufstellen oder die
Rasenpflege intensivieren.“, so die für einen Datenschützer und Netzaktivisten
ungewöhnliche Argumentationslinie.
Auf zu neuen
Ufern
Die ständige Erreichbarkeit, die laufenden Diskussionen
und Feedbacks fordern natürlich ihren Tribut, wie Philip Pacanda eingesteht. Im
Moment sei seine Aufgabe bei den Grazer Piraten aber „der beste und spannendste
unbezahlte Job, den ich je gehabt habe“. Die kommende Grazer Gemeinderatswahl
im Jänner 2013 wird zeigen, ob Philip Pacanda der Politik mit seiner Mannschaft
die vermeintlichen Dämonen auszutreiben vermag. Oder sein Schiff an den
Wahlurnen sang- und klanglos kentert.
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